Liebes Tagebuch!
Das Leben eines Corona-Beauftragten ist wahrlich nicht einfach und geprägt von Sozial-Distancing, einem oder zwei Metern, Hände waschen, Desinfizieren, Schutzmasken, der Frage “Darf ich das, oder darf ich es nicht?”, und, und, und… . Auch um das Tierreich muss er sich kümmern, nämlich um Babyelefanten. Oder waren es Elefantenbabys?
Als nun aber der Männerchor Götzis vergangenen Dienstag – der 09.06.2020 ist in allen Sängerkalendern rot markiert – nach monatelanger, coronabedingter Singpause endlich wieder ein hörbares Lebenszeichen von sich gab und die erste Probe nach/mit/während Corona abhielt, staunte der hartgesottenste Corona-Beauftragte nicht schlecht, als sich der Großteil des Männerchores Götzis gutgelaunt und höchst motiviert, vorbildlich Abstand haltend und desinfiziert Aufstellung im Vereinshaus in Götzis nahm. Der Chor füllte fast den gesamten Zuhörerbereich, weil er nur jede zweite Reihe besetzte und zwischen jedem Sänger mindestens 2 Sitze freihielt. Dem Corona-Beauftragten ging das Herz auf, als er sah, dass eine ganze Herde ausgewachsener Elefanten zwischen den Sängern Platz gehabt hätte.
Dem Chorerfahrenen schwant bei einer solchen Aufstellung Schlimmes! Ein Chor ist es gewohnt, möglichst eng zusammenzurücken, um einen einheitlichen, harmonischen Klangkörper zu bilden. Der Chorsänger fühlt sich entfernt von den anderen Sängern “verloren”, ist er doch auf seine Mitsänger angewiesen. Wie soll ein solche Probe gelingen??
Wer solches wähnte, hat nicht daran gedacht, dass ein sängerisch ausgehungerte Männerchörler sich in einer solch widrigen Situation an unumstößliche Weisheiten seines Chorleiters Oskar erinnert – zumindest an die meisten – , sich auch noch mehr konzentriert und ganz auf seinen Dirigenten fokussiert, aus der Distanz und dem Gefühl heraus, alleine zu singen, seine solistischen Fähigkeiten zulässt und gleichzeitig seine Ohren quasi auf doppelte Größe anwachsen lässt.
So, oder so ähnlich muss es gewesen sein! Denn es gelang wirklich Schönes, zwar mit der Gewissheit, da geht noch was, aber auch mit dem Staunen, Covid-19 hat dem Männerchor nichts angehabt.
Der Männerchor Götzis freut sich sehr, dass er wieder singen darf. Er freut sich auch sehr, seinem Publikum bald wieder zeigen zu können, wie viel Freude gemeinsames Musizieren macht und wie viel Balsam für die Seele – der Sänger und der Zuhörer – im Chorgesang steckt.
Vielen Dank der Gemeinde Götzis für die Unterstützung durch die Bereitstellung des Vereinshauses für coronakonformes Proben. Vielen Dank an Oskar Egle, dem Motor des Männerchors, dem Vorstand für innovatives Lenken und den Sängern für deren Begeisterung für den Männerchorgesang.
Dein Corona-Beauftragte!