Ich, der Männerchor Götzis, hatte vorletzten Samstag, den 15.04.2023, in der Kulturbühne AmBach ein wirklich herausforderndes, in der Präsentation und aufgrund der Publikumsreaktion aber ungeheuer schönes Konzert. Ganz meinem Vereinsmotto „Die Kunst des Schönen, in lautern Tönen zu pflegen, sind wir vereint!“ getreu, zeigten meine Sänger sowie meine beiden (!) Chorleiter Oskar Egle und Vera Prantl-Stock meine ganze musikalische Vielfalt sowie meine Liebe zum Schönen und meine Leidenschaft für Männerchorgesang.
Im ersten Teil stellte ich mich der lange gehegten Herausforderung Franz Schubert. Oskar hat mich in 37 Jahren Chorleitung mit Geduld, viel Einfühlungsvermögen und größtem musikalischen Verständnis auf diesen Giganten der Männerchorliteratur vorbereitet. Wirken seine Werke in gekonnter Darbietung von leicht, unscheinbar, spielerisch bis mächtig, tosend und donnernd, sind sie im Studium und in der Probenarbeit in jeder Hinsicht Herausforderung pur. Ich habe mich ihr gestellt und es hat sich für mich und ich denke auch für das Publikum mehr als gelohnt.
Leicht und volkstümlich wirken „Bacchus“ und „Der Rundetanz“, den ich a cappella präsentierte. Für das weitere Konzert begleitete mich der junge, aufstrebende Pianist Yunus Kaya, der zunächst das Klavierwerk „Impromptu in Ges-Dur, D 899, Nr. 3“ von Franz Schubert darbot und mich dann beim „Widerspruch“ und bei „Der Gondelfahrer“ einfühlsam begleitete. Beim „Das Ständchen“ (Zögernd leise) sang meine langjährige Freundin, Stimmbildnerin und Wegbegleiterin, die Sopranistin Clara Sattler das Solo. Übrigens habe ich gelernt, dass dieses wunderbare Stück für Männerchor und Alt-Solistin seine Existenz einem Irrtum verdankt. Als Auftragswerk für einen Frauenchor hat Schubert es „fälschlicherweise“ für Männerchor geschrieben. Höhepunkt und Abschluss des Schubert-Zyklus bildete die achtstimmige Vertonung eines Gedichtes von Johann Wolfgang von Goethe „Der Gesang der Geister über den Wassern“. Dabei hat mich ein unglaublich tolles Streicherensemble von 5 jungen Musikern aus 5 Nationen und 3 Kontinenten begleitet. Imgesu Tekerler (Viola), Kamo Moshoaliba (Viola), Jonas Streit (Cello), Marie Gay Fernanderz (Cello) und Paula Goméz (Kontrabass), ihr seid so wunderbare Musiker, ich habe es genossen, mit euch die Kunst des Schönen zu finden.
Im zweiten Teil konnte ich mit deutschen und schwedischen Volksliedern wie „Hej, dunkom så länge vi levom“ oder „Die Gedanken sind frei“ meine Sprachgewandtheit, und meine Repertoire-Vielfalt beweisen. Es war mir eine große Freude Werke von Männerchorgrößen wie Alwin Michael Schronen zu singen oder mit dem Volksliedzyklus „Liebe – Sommer – Freude“ von Robert Sund auf den Spuren des weltberühmten Männerchors „Orphei Drängar“ zu wandeln.
Wie würde mein Obmann Gerd Loacker sagen: Das war einfach Hammer!
Da ist es nun, das weinende Auge! Nach 37 Jahren Chorleitung, einer unglaublich langen Zeit spannender Projekte, vielfältiger und vielschichtiger Konzerte und Auftritte, Chorreisen, die mich sogar nach Südafrika und Südamerika führten, erfolgreicher nationaler und internationaler Chorwettbewerbe, tausender Proben, vieler Stunden „Nachprobe“, unendlich viel planerischer und organisatorischer Arbeit, zahlloser, schöner Stunden der Geselligkeit und Freundschaft und großartiger, musikalischer Höhepunkte legt mein Oskar Egle, Synonym für Chorgesang und vor allem Männerchorgesang, Ehrenmitglied und Ehrendirigent des Männerchor Götzis, ein Vollblutmusiker und Freund, für die meine Superlativen nicht ausreichen, seinen Dirigentenstab nieder und geht in die wohlverdienten Ruhestand. Bruno Fleisch hat an dieser Stelle gekonnt und treffsicher mit Bild und pointierten Sprüchen aus der umfangreichen Stilblüten-Sammlung Oskars einen gerafften Überblick über seinen Weg mit mir gegeben.
Und es wären nicht Oskar und ich, der Männerchor Götzis, wenn da nicht sofort das lachende Auge zum Vorschein käme. Natürlich lässt mich mein Ossi nicht im Regen stehen. Gibt er mir doch Vera Prantl-Stock als seine Nachfolgerin an die Hand. Und damit ist auch das Geheimnis um die Sängerin in meinen Reihen während des Konzertes geklärt. Ich werde weiblich, sehe optimistisch und positiv gespannt einer weiteren großartigen Zukunft voller Gesang, Herausforderungen und Höhepunkte entgegen und bleibe doch ganz Männerchor Götzis. Schon in der Vorbereitung auf dieses Konzert durfte ich Vera kennenlernen. Ich kann schon jetzt sagen, ich mag sie. Es wird sicher alles anders und bleibt doch das Wesentliche – die Liebe zum gepflegten Gesang, das Streben nach dem Schönen, die Bereitschaft für Ungewöhnliches und Herausforderndes, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft – gleich.
Letztlich freue ich mich mit meinen Sängern über die Übergabe des Dirigentenstockes durch Oskar an Vera. Und für alle, die betrübt darüber sind, die Chance verpasst zu haben, unter Oskar Egle im Männerchor Götzis zu singen, es tut sich gerade die einmalige Chance auf, unter Vera Prantl-Stock die lange geplante Sängerkariere zu starten. Komm einfach dienstags, 20,00 Uhr, in die Musikmittelschule Götzis!
Nach der Übernahme des Dirigentenstabs gab Vera mir und den Männern die Gelegenheit, sie mit „You are so beautiful“ anzuhimmeln. Hmmmm. „Hey ain’t heavy, he’s my brother“ war dann doch noch nicht das Ende des Konzertes. „Die Nacht“ von Franz Schubert musste unter Oskar Egle der krönende Abschluss eines emotionalen Konzertes und einer großen Dirigentenära sowie der Neustart meiner nächsten Ära mit Vera Prantl-Stock sein.
Seid gespannt, was ihr mit mir noch erleben werdet!
Euer Männerchor Götzis